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Auvergne 2015

 

Dieses Jahr möchte ich gerne nochmals in die Auvergne fahren, und wenigstens diese eine grosse Vulkan-Tour machen. Im letzten Jahr haben wir ja die Auvergne wegen dem schlechten Wetter in Richtung Cevennen verlassen, aber die Gegend ist schön…

Mügi ist zwar gut trainiert, hat aber jetzt wieder ihre übliche Frühjahrsmüdigkeit. Nichts konkretes, sie ist einfach nicht so spritzig, wie sie im vollen Trainingszustand sein könnte. Sie macht auch wenige Tage vor der Abreise wieder ein, zwei Tage lang ganz leicht dicke Bäckchen – kaum sichtbar, aber bei ihr höre ich die Flöhe husten... Auch den Fellwechsel hat sie Mitte Mai noch nicht ganz abgeschlossen; unter dem Mähnenkamm kann  ich immer noch Winterhaare zupfen. Ich frage vorsichtshalber nach, ob in dem Stall, wo Diala hin geht, auch noch Platz für Mügi wäre… Eine Blutprobe kurz vor der Abreise zeigt jedoch nichts Auffälliges, und so kommt sie mit. Ich fahre erst mal nicht so weit, dass ich sie im Notfall  jederzeit nach Hause bringen könnte.  

 

Haute Loire

Das erste Ziel ist die Haute Loire. Wir fahren zeitig ab, es wird ein heisser Tag. Bald stehe ich im Stau – ein Unfall auf der Autobahn,15km sind angesagt. Sobald ich entkommen kann, verlasse ich die Autobahn und mache einen Umweg um Bern herum, damit ich wenigstens in Bewegung bleibe, und die Pferde nicht ohne Zugluft an der Sonne stehen müssen. Danach geht alles glatt, und ich komme gegen Abend  in Le Puy en Velay an. Der Stall ist in einem kleinen Kaff in der Nähe, das weder im Navi noch auf der Strassenkarte aufzufinden ist. So muss ich mich die letzten km durchfragen, und verfahre mich natürlich auch ein, zwei Mal, muss am Schluss über holperige  Feldsträsschen irgendwo draussen in der Pampa. In Le Puy zeigt mein Tank noch ¼ Füllung an - kurz darauf fängt der Bordcomputer an, die km zu  zählen, und der Weg geht nur noch aufwärts… Das Dörfchen will und will nicht kommen, und der Tank leert sich besorgniserregend schnell. Als ich schliesslich im Stall ankomme, zeigt er noch 4 zu fahrende km an. Super – die nächste erreichbare Tankstelle ist 17km entfernt… und ich habe keine Ahnung, wie viel noch drinliegt, wenn er "leer" anzeigt.

Ich komme in einem wunderschön renovierten Schlösschen an - und werde etwas frostig empfangen. Ich hätte spätestens um 18.00h da sein sollen – später werden in diesem Stall keine Pferde mehr angenommen. Durch den Stau  und die Sucherei am Schluss habe ich meine Reservezeit aufgebraucht und fast eine Stunde Verspätung… aber man schmeisst mich doch nicht hinaus, und ich bekomme meine Boxen. Hm, ich schlucke leer: Auslaufboxen, aber kein Halm Stroh, die Pferde stehen auf Lavaschotter. Sie dürfen zwar auf die Weide – aber die Zeit ist strengstens auf 15 Minuten beschränkt. Das Gras sei hier derart gehaltvoll, dass sonst akute Hufrehegefahr bestehe. Mein Einwand, dass meine Pferde auf jungem Gras voll angeweidet seien, bewirkt nichts – 15 Minuten. Heu darf ich zwar selber geben, aber nur in kleinen Portionen, damit die Pferde es nicht versauen. Zudem darf ich weder Futter- noch Wassereimer in der Boxe lassen, sondern soll die Pferde jeweils herausnehmen und aus einem Bottich mit abgestandenem Dachwasser tränken (zum Glück ist daneben eine Wasserleitung mit frischem Wasser…) 

hmmmm… ok, ihr Stall, ihre Spielregeln. Aber das Wasser bleibt in der Box, die Pferde haben sowieso auf dem Transport fast nichts getrunken, und haben auch auf der ganzen Reise nie Harn abgesetzt. Ich sehe Mügi auch während den Fresspausen und in der Boxe nie harnen, ich finde erst am letzten Tag eine nasse Stelle. Ich kann nur hoffen, dass sie wenigstens morgens und abends auf der Weide etwas macht... absolut unmöglich, sie in der Nacht ohne Wasser zu lassen, wenn sie sowieso schon zu wenig trinkt. Und natürlich lasse ich die Pferde in den nächsten Tagen ausserhalb des Hofs ausgiebig grasen – sie sind angeweidet, und wenn ich dies verfallen lasse und im nächsten Stall vielleicht nur eine Weide bekomme, werde ich da ein Problem haben.

Am nächsten Morgen ist meine erste Sorge, zu Benzin zu kommen. Mein Auto ist nett; als ich den Motor starte, zeigt es 19km an, und der Weg nach Le Puy geht konstant abwärts. So komme ich gut bei der Tankstelle an, und mein erstes Problemchen  ist gelöst.

Mein Aufenthalt hier ist von vornherein auf 3 Tage beschränkt, danach muss die Hofbesitzerin weg. Das ist auch gut so. Beide  Pferde sind müde, auch Calanda; ich bin sicher,  dass sie sich die ganze Zeit in ihrer Schotterboxe nie hingelegt haben. So habe ich nicht den Drang, länger hier zu bleiben, als die Besitzerin doch nicht verreisen muss. Meine Ritte vom Hof aus sind nett, aber nicht umwerfend; wir dümpeln mit 10, 12 und 15km/Tag in der Gegend herum. Mügi hat frei; ich sattle sie zwar, aber reite sie noch nicht, solange sie ihren Schlafzimmerblick aufgesetzt hat. 

 

les Cascades de la Beaume

 

ich muss entweder die Loire hier furten, oder einen grossen Umweg machen - wir nehmen die Abkürzung

 

 

Ich bin froh, dass ich nach drei Tagen weiterreisen kann. Es sind nur wenige km gegen Süden, zum Quellgebiet der Loire hin. Hier bekomme ich ein Zimmer in einem liebevoll renovierten alten Bauernhaus, aber die Pferde stehen 6km entfernt, im Nachbardorf. Dort haben sie aber eine (vorgeweidete) Weide, und zwei Unterstände als Offenstall – genau, was ich mir gewünscht habe. Die Hofbesitzer sind nett, und auch meine Zimmerwirtin ist wirklich sympathisch und unkompliziert. Im Gegensatz zum ersten  Ort ist auch Askja willkommen. Schon am nächsten Tag sind die Pferde wieder deutlich gehfreudiger; sie haben im eingestreuten Unterstand offenbar gut geschlafen. Aber das Wetter hat sich verschlechtert, es ist kalt, der Mistral weht, und die Pferde bekommen nachts ihre Regendecken als Windschutz. Ich will vermeiden, dass sie Energie verbrauchen, weil sie wieder Winterfell machen müssen – wir sind auf ca. 1000m Höhe.

Das Wetter verlockt nicht zu allzu langen Ritten, aber die Umgebung ist wirklich schön. Ich komme irgendwie um den schlimmsten Regen herum; aber ich werde doch einige Male von Graupelschauern erwischt, die vom Wind getrieben waagrecht daherkommen. Die Pferde hassen das, und ich müsste energisch werden, um sie davon abzuhalten, die Kruppen in den Wind zu drehen. Wir warten jeweils das Schlimmste hinter einem Gebüsch im Windschatten ab, die Schauer dauern nicht lange.

Am zweiten Abend komme ich trocken an; ich bin aber wegen einem erneut drohenden Schauer die letzten paar hundert Meter getrabt, und will die Pferde noch etwas auskühlen lassen, bevor ich sie zudecke. Ich verlasse mich darauf, dass sie im Unterstand ihr Heu fressen werden. Als ich jedoch zurückkehre, stehen beide Pferde klatschnass auf der Weide, im strömenden Regen, und dem Wind voll ausgesetzt Sie zittern nicht, sondern die ganzen Pferde beben vor Kälte. Ich bin ein bisschen sauer – dumme Viecher das… da ich sie so nicht mit der Regendecke zudecken kann, verschliesse ich ihre Unterstände mit Drahtlitze, und packe eine dicke Schicht Heu unter die Abschwitzdecken. So hört das schlottern bald auf, und nach zwanzig Minuten sind sie wenigstens unter der Decke wieder warm.

Das Wetter wird besser, und wir können nun längere und wirklich schöne Ritte machen. aber nun hat Askja ein Problem: wir sind in vulkanischem Gebiet, und durch den Basalt-Schotter hat sie immer wieder Verletzungen an den Pfoten. Schuhe helfen nur kurzfristig, weil an den Vorderpfoten der Riemen genau über der Daumenkralle durchgeht, und so eine wunde Stelle schafft. Ich bin gefordert, die Schuhe abzuändern… so übersteht sie die Zeit irgendwie: ein paar Stunden mit, ein paar Stunden ohne Schuhe, nichts ist wirklich gut; ist eine Scheuerstelle entlastet und abgeheilt, entsteht eine andere. Nachts bekommt sie die Pfoten mit Arnica-Gel und Zinksalbe eingeschmiert, und muss mit Söckchen schlafen. Sie erträgt das tapfer…

 

Eine Steinzeit-Wohnsiedlung, etwa ein Dutzend künstlich erstellte Wohnhöhlen

 

altes Eisenbahnviadukt

 

Das Kirchlein ist eine Ruine, aber die Glocke hängt noch...

 

Château de Beaufort, Goudet

 

Chateau d'Arlempdes

 

Weg oder kein Weg???

 

Mügi beschliesst, dass es am anderen Ufer der Loire besseres Futter gibt...

 

Ich bin dann mal weg!

 

Zum Glück erwische ich Calanda noch, bevor sie ihr folgt; sonst hätte es nasse Füsse gegeben... Mügi kehrt in der Mitte des Flüsschens um, und kommt brav zurück.

 

eine einfache Holzbrücke ersetzt die uralte Steinbrücke 

 

Der Wanderweg geht wieder durch die Loire...

 

(ok, hier planschen wir erst mal, aber nach der Fresspause geht's hinüber)

 

Der Lac du Bouchet, ein Kratersee

Goudet

 

ein Kirchlein, dessen Grundmauern im 8. Jahrhundert erstellt wurden

 

Meine Wirtin ist Präsidentin des Chemin Stevenson-Vereins, des GR 70, den viele Wanderer, wie seinerzeit Stevenson (der Autor der "Schatzinsel"), mit einem Esel machen. Am letzten Tag lade ich sie ein, mit mir zu kommen, und sie bedankt sich voller Begeisterung für den  wunderschönen Ritt.

 

 

Lozère

Die nächste Station ist im Nordteil der Cevennen, im Gebiet des Mont Lozère. Ich bekomme bei der Stallsuche  wieder etliche Absagen wegen dem Hund; seit einigen Jahren wird es in Frankreich  zunehmend schwierig, Höfe zu finden, wo Hunde erlaubt sind. Schliesslich sage ich zu, dass Askja nachts im Auto bleibt. Auch dieses Dörfchen ist weder im GPS noch auf der Strassenkarte zu finden, doch dieses Mal mache ich  vorsichtshalber Screenshots von der digitalen Wanderkarte. So hat nur noch mein Navi ein Problemchen: immer wieder will es mich von der Hauptstrasse auf kleine Nebensträsschen  weglotsen. Den zweitletzten Abschnitt sollte ich die Pferde sogar auf Schotterstrassen durch die Gegend schaukeln, was ich zum Glück auch mit wenigen Minuten mehr umgehen kann. Aber am Schluss bleibt mir jedoch nichts anderes übrig, als auf ein Nebensträsschen abzubiegen. Ein Schild „Schwierige und gefährliche Strasse“ lässt den Blutdruck einen Moment ansteigen; aber zum Glück haben die Franzosen andere Massstäbe… das Strässchen ist schmal, aber harmlos.

 

Das Dörfchen klebt irgendwo am Ende der Welt auf 1200müM an einem Hang. Zu meiner Überraschung bekomme ich aber richtige Boxen und eine nicht allzu steile Weide.

 

Hier kann ich endlich die Hundepfoten vergessen: es ist Kalkboden, die Schottersteine abgeschliffen, und Askja hat auch ohne Schuhe überhaupt keine Probleme mehr. Das Gebiet ist wunderschön, noch mehr als in der Haute Loire ist  überall der blühende Ginster, und das Licht, die Farben und die Düfte der verschiedenen Blüten sind überwältigend. Die Ritte sind sehr abwechslungsreich; zum Teil habe ich jeden Kilometer wieder eine andere Landschaft. Das Wetter ist immer noch kühl und bewölkt, aber trocken, und ich habe immer wieder Sonne. Die Pferde sind hochmotiviert und werden mit jedem Tag knackiger, es macht einfach nur Spass!

 

Nordflanke des Mont Lozère

 

Château du Tournel

 

der junge Lot

 

römisch-gallisches Mausoleum

 

Cantal

Nach 4 Tagen geht es nun weiter in den Cantal, wieder ins Vulkangebiet. Ich habe eine Unterkunft auf der Strecke der Tour des Volcans, und will von dort aus noch Ritte im eigentlichen Berggebiet machen, zum Teil mit Verladen der Pferde. Unterwegs lade ich im Gebiet der Margeride aus, stelle rasch einen Zaun auf, lasse die Pferde zuerst noch eine Weile auf einer Waldlichtung grasen, bis ich die Route gezeichnet habe, und mache dann einen hübschen Dreistünder. Auch dies ist ein Gebiet, das ich gerne nochmals besuchen würde. 

 

 Auf der Weiterfahrt muss ich tanken; aber als ich den Motor wieder anlassen will, geht nichts mehr: das Lenkradschloss ist blockiert.  Alle Ratschläge von diversen Freunden fruchten nichts, und auch der Pannendienst kann nichts ausrichten. Mein Auto muss aufgeladen werden… Mein neuer Gastgeber lässt sich  - ungern – überreden, meine Pferde abzuholen. Es ist noch eine gute Stunde Fahrt, er hatte heute einen Distanzritt mit über hundert Pferden auf seinem Hof, und möchte eigentlich nur noch Feierabend machen… Aber im Moment, wo mein Auto auf den Hänger geschleppt wird, löst sich die Sperre, und ich kann die Pferde wieder anhängen und weiterfahren. Glück gehabt!

Die Pferde dürfen noch in den Paddock zum wälzen, und bekommen danach schöne Boxen. Nur das Heu ist nicht besonders, sie fressen auch kaum davon… später sehe ich den offenen  Rundballen, und weiss warum: aussen völlig verschimmelt, und innen staubig. Am anderen Morgen bekomme ich aber eine Weide mit schönem Gras, so dass ich die Pferde morgens und abends 2-3 Stunden fressen lassen kann, und gar kein Heu mehr verfüttern muss.

Ich getraue mich nicht mehr, mein Auto unnötig zu benützen, denn beim abhängen habe ich wieder reflexartig den Automaten ins P getan, und das Lenkrad hat wieder blockiert. Mein Gastgeber hilft mir, das Auto vor und zurück zu schaukeln, und die Sperre löst sich. Aber ich habe keine Lust, dies wieder zu riskieren, und so reite ich auch hier nur vom Hof aus. Aber es gibt viele wunderschöne, endlose, federnde Graswege. Es gibt  natürlich auch Basalt-Schotter, aber Askja hat auch hier kein Problem mehr mit den Pfoten, da die weichen Wege fast überwiegen. Die Pferde sind jetzt topfit, und wir galoppieren viel…

 

Lac du Pêcher

 

römische Brücke

 

warten auf den Portier...

 

Backhäuschen

 

Gerne hätte ich mein Auto reparieren lassen, während ich hier bin, aber die nächstgelegene Vertretung hätte erst nächste Woche Zeit für mich. Nach Beratung mit zwei Mechanikern und meiner Versicherung beschliesse ich, doch mein Auto zur Heimfahrt zu benützen; ich darf einfach nie mehr ins P schalten, und darf weiterhin den Schlüssel nicht abziehen, dann sollte das kein Problem sein. Sollte ich doch liegenbleiben, wird mich meine Versicherung abholen lassen; aber das ist natürlich umso einfacher, je näher ich der Heimat bin. Ich teste noch ohne Pferde, ob sich das Auto wirklich wie sonst verhält, und bemerke so weit keine Störung.

Ich verlade die Pferde und fahre los. Gerne hätte ich noch die Heunetze gefüllt – aber nicht mit der Dreckware vom Stall… Solange ich auf Nebenstrassen fahre, halte ich die Augen offen, ob ich nicht irgendwo etwas Heu vom Feld klauen könnte. Aber überall ist das Heu bereits in grosse Ballen gepresst. So halte ich bei einem Supermarkt an, und hole mir 4x2kg Heu für Kaninchen. Das Heu ist blass, aber letztes Jahr war kein gutes Heu-Jahr (bei uns jedenfalls). Doch als ich die erste Packung öffne, ist das Heu völlig muffig – eine Zumutung! Widerwillig biete  ich das Zeug den Pferden an: sie nehmen gierig ein Maul voll, und lassen den Rest sein. Der wandert nun unverzüglich hinter die Pferde. Nun suche ich einen supergrossen Supermarché in Clermont Ferrand. Hier muss doch der Umsatz grösser sein, und die Ware frischer… in der Haustierabteilung finde ich wieder nur blasses Heu. Ich mache heimlich ein Loch in die Packung und rieche daran: es ist der gleiche Dreck, wie im anderen Laden. Daneben hat es aber Bio-Heu für Meerschweinchen, und ich kaufe 4kg recht schönes Heu, für 5€ das Kilo… So haben meine Luxustierchen wenigstens immer wieder etwas zu knabbern, bis wir zu Hause sind, und ich schaffe es, dank einer Papiertüte über dem Schalthebel, dass ich mich beim anhalten immer daran erinnere, das Auto nicht zu blockieren.

So habe ich meinen Traumritt, die 7-tägige Tour des Volcans, immer noch nicht gemacht, und werde wieder zurückkommen müssen… wink

 

wieder zuhause...

 

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