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Juraritt Mai 2008

Eigentlich wollte ich im Mai 3 Wochen unterwegs sein, aber da meine junge Stute krank wurde, musste ich mich auf eine Woche beschränken. Ich ritt mit Hippo, meiner besten Freundin, mit der ich vor 32 Jahren schon unsere Maturreise, meinen allerersten Wanderritt, gemacht hatte. Sie ist schon einige Jahre nicht mehr geritten, aber sie ist sportlich, joggt, und geht ausdauernd mit ihrem Hund spazieren und wandern. Leider fiel unser Proberitt ins Wasser: zuerst wegen Zeitmangel, und dann wegen Mügi's Krankheit. Auf meine Frage, ob sie 40 km am Tag reiten könne, antwortete Hippo optimistisch: "wenn nicht, so  kann ich das problemlos wandern."

Dein Wort in Gottes Ohr, meine liebe Hippo...

Ich plane also einen normalen Wanderritt, mit 25 bis 40 km am Tag. Wir wollen in Langenbruck starten. Da man aber am ersten Tag immer am längsten hat, bis die Pferde bepackt sind, und auch weil die Pferde - ehrlich gesagt - etwas zu fett in den Ritt starten, beschliessen wir, es heute sehr ruhig zu nehmen, und die Strecke abzukürzen. So halten wir in Mümliswil an. Unser Chauffeur wartet geduldig, bis wir startbereit sind, und nimmt dann den Transporter wieder mit nach Hause.

   

Tag 1: Mümliswil - Scheltenpass

Sanfter Aufstieg ins Limmerntal, quer unter der Kante vom Vogelberg hinüber auf den Passwang, dann auf der Höhe entlang dem Guldental bis zum Scheltenpass. Anfangs viel Asphalt, den man aber wegen der schönen Landschaft kaum bemerkt. Wunderschöner Waldweg zum Vordern Erzberg. Ganze Strecke praktisch verkehrsfrei. Wir nehmen es sehr gemütlich und machen lange Fresspausen, schliesslich müssen wir die Zeit bis zum Abend irgendwie durchbringen, weil die Strecke heute so kurz ist! Die Unterkunft im Vordern Erzberg: es gibt ein Zimmer, aber leider herrscht im Haus striktes Hundeverbot. So bezieht Hippo das Zimmer, und ich schlafe mit Askja im Heu.

wenn Engel reisen - nach wochenlangem Regen und Kälte haben wir Prachtswetter, das uns die ganze Woche erhalten bleiben wirdn

Auf dem Weg zum Passwang

Hippo übernimmt eine Serie Törli-Dienst: aufsteigen, absteigen, aufsteigen, absteigen, untenbleibenbiszumnächstenTörchen....

ein besonders fieses Exemplar von Tor: hier muss Stacheldraht aufgemacht und wieder zusammengedreht werden. Hippo leidet und zerkratzt sich die Finger

Diala wartet eine Weile geduldig. Irgendwann dreht sie sich um und macht sich auf den Heimweg... aber dann fällt ihr ein, dass sie das nächste Törchen doch nicht alleine öffnen kann, und sie lässt sich greifen. Unser Hütehund hat versagt: Askja hat zwar angezeigt, dass etwas nicht stimmt, und wollte Diala auch aufhalten, aber es fehlt am Respekt...

Leuchtendes Grün auf dem Weg zum Stall  

Aussicht vom Vorder Erzberg 

Die Pferde können wir, da die Fohlen des Betriebs auf der Weide sind, zusammen in die Boxe der Füllimäre stellen, statt sie wie befürchtet anbinden zu müssen. Diala und Cheyenne haben sich zwar bis gestern noch nie gesehen, aber die beiden Stuten verstehen sich auf Anhieb, so das wir die Boxe einfach mit einem Strick unterteilen können.

 

Tag 2: Scheltenpass - Soyhières (bei Delémont)

Vom Scheltenpass aus wären wir gerne auf der Krete nach Delsberg geritten. Da aber eine Stelle, das Welschgätterli, auf der Karte nicht sehr vertrauenserweckend aussieht, will ich nicht riskieren, zusätzlich zu den heutigen 30 km noch einen Umweg von 1 - 2 Stunden zu machen, falls die Stelle doch unpassierbar wäre. Falls jemand diesen Ort kennt, wäre ich froh um eine Rückmeldung, wie es dort aussieht!

So steigen wir ins Tal hinunter, und dann in einem langen Anstieg wieder auf die Höhe hinauf. Oben ist eine Art Doppelkrete, in der ein Weidestreifen eingebettet ist, dem wir bis oberhalb Delémont folgten. An einem Gatter mit Bovi-Stop müssen wir die Seitentaschen abnehmen, damit die Pferde am schmalen Törchen nicht hängenbleiben. Abstieg auf der Südseite, auf einem gar nicht allzu steilen Waldpfad und durch eine Pferdeweide hindurch, und dann durch das Schlüchtchen auf einem malerischen Weg der Birs entlang nach Soyhières. Praktisch null Verkehr und nur wenig Asphalt heute.

auf der Krete zwischen dem Scheltenpass und Delsberg 

 

Tag 3: Soyhières - Bellelay

Heute ist die längste Etappe: knapp 40 km. Der erste Höhenzug ohne Problem, aber dann kommt die breite, langweilige Ebene bei Bassecourt. Sengende Hitze, und da ein Wegstück entlang der Autobahn eingegangen ist, werden wir zu einem lästigen Umweg gezwungen, damit wir nicht mitten durch's Dorf reiten müssen. Doch werden wir mit einem schönen Bacheinstieg belohnt; Hund und Pferde geniessen die Plantscherei.

Der zweite Aufstieg führt uns durch einen halb zugewachsenen Weg. Nichts schwieriges, aber Hippo's Seele sträubt sich, ihn als reitbar anzuerkennen... aber es bleibt ihr nichts weiter übrig, als hinter Cheyenne zu bleiben und den Berg hochzukraxeln. Hippo leidet: Diala hat durch Schlafsack, Zelt und Beschlagzeug zu viel Oberlast, und dadurch kommt der Sattel auf ihrem runden Freibergerrücken in Schieflage, sobald nach einem Aufstieg der Sattel ein wenig nach hinten gerutscht ist. Hippo muss (schon gestern) mehrfach nachsatteln, was mit der ganzen Packung eine mühsame Sache ist. Dann ein langer Abstieg nach Undervelier, gefolgt von einem wunderschönen, einsamen Tal bis nach Soulce. Die Durchquerung einer Fohlenweide erfolgt, mit Hilfe einer langen Haselrute, problemlos. Ich weiss nicht, ob Cheyenne nicht schlagen würde, wenn ihr eines der Fohlen zu nahe käme... Dann die ersten Wettertannen auf den Weiden - wir sind in den Freibergen angekommen! Hippo kann den Anblick nur begrenzt geniessen - sie ist auf den Felgen, hat offene Füsse, einen verletzten Finger und Muskelkater... umso mehr freut sie sich auf das weiche Bett!

In Bellelay haben wir vor dem Ritt unser Auto deponiert. So kann ich am Abend rasch nach Hause sausen, um nach Mügi zu schauen, die diesen Frühling krank war und sich nun in der Erholungsphase befindet. Zwar habe ich Freunde, die zuhause nach dem Rechten schauen, aber  Mama's Herz ist doch unruhig... Ausserdem können wir Diala entlasten und die schweren Sachen im Auto lassen. Das Zelt haben wir nicht gebraucht, schade um die Schlepperei. Aber das konnten wir nicht vorhersehen... Auch Ersatzeisen und Beschlagzeug lade ich gnadenlos aus, ebenso natürlich Liegematten, Schlafsäcke und Regendecken.

ein harter Tag heute: Blasen und Muskelkater vom gestrigen Abstieg nach Delémont - Hippo macht ein Pfüsi und wird während der ganzen Rast nicht mehr gesehen

Im Waldbrunnen darf - im Gegensatz zu Weidebrunnen - auch gebadet werden: Erfrischung vor der eher langweiligen und heissen Überquerung der Ebene bei Bassecourt

...und nochmals ein nicht enden wollender Abstieg in der Nachmittagshitze nach Undervelier

als Versöhnung für die Strapazen: ein wunderschönes Tälchen bei Undervelier

 

 

Tag 4: Bellelay - Le Peu Péquignot

Mit wesentlich leichterem Gepäck brechen wir am Morgen auf. Ab jetzt haben wir nur noch Boxen und Hotelzimmer, keinen Anbindestall, Paddock oder Heubett mehr. Dialas Sattel hält nun wesentlich besser. Hippo leidet stumm und behält trotzdem ihre gute Laune. Hut ab!   Durch das Herz der  Freiberge kommen wir rasch voran. In Le Noirmont machen wir Rast, Ich habe Lust, wieder einmal die Spiegelberge (Les Sommêtres) zu besuchen; in meiner Jugend war ich oft an dem Aussichtspunkt, und nun seit vielen Jahren nicht mehr. Hippo bewacht inzwischen die grasenden Pferde. Am Abend lassen wir uns im Relais équestre verwöhnen; Kraftfutter für die Pferde gibt es nicht, nur ein Sack mit Saatmais steht herum, der offensichtlich als Pferdefutter gedacht ist. Obwohl es mir widerstrebt, gebe ich den Pferden ein paar Maulvoll von dem Zeug - sie lieben es offensichtlich heiss! Dafür dürfen die zwei noch ein Stündchen auf die Weide - auch das lieben sie heiss... zum Glück finden wir das Loch im Zaun, das die Stallangestellte übersehen hat, noch vor den Pferden!

Leider stellt sich beim Absatteln heraus, dass Diala leichte Gurtdrücke hat. Warum erst heute, warum nicht gestern, nach all der Kletterei? Hippo hat noch Notfalltropfen und Chügeli, und Diala wird den ganzen Abend intensivst gekühlt, bekügelt und betropft. Und tatsächlich: am nächsten Morgen sind die Schwellungen deutlich weniger, und auch nicht mehr berührungsempfindlich.

Askja hat heute auch angezeigt, dass ihr die Füsschen wehtun. Sie hat nicht sehr widerstandsfähige Hornhaut, und vor allem hat sie ihre Erfahrung vom letzten Wanderritt, dass sie besser im Weichen statt auf dem Schotter läuft, bisher noch nicht wieder umgesetzt. Eine genaue Untersuchung zeigt, dass sie eine Hornhautschuppe abgeschürft hat. Auch sie wird behandelt und bemitleidet, und sie geniesst es...

Plain de Saigne

Askja versucht vergeblich, die Herde zusammenzuhalten

 

 

Der Doubs

 

 

 

 

Tag 5: Le Peu Péquignot - Renan

Eigentlich wollten wir heute ein Stück dem Doubs entlang reiten. Angesichts der diversen Läsionen beschliessen wir aber, in aller Gemütlichkeit auf der Hochebene zum nächsten Ort zu wandern.

Askja muss heute zum Schutz der Verletzung hinten ihre "Pfötli" (Schuhe) tragen, die sie hasst. Seltsamerweise schont sie aber ab dem Moment überhaupt nicht mehr, wo sie doch gestern noch behauptet hatte, dass ihr alle vier Pfoten wehtäten...                                                                                                         

Hippo hält sich tapfer, trotz der Blasen marschiert sie mit Diala an der Hand voran. Sie hat, als wir den Ritt besprochen haben, nicht mit dem Tempo der Pferde gerechnet: Wandertempo Pferd ist, vor allem bergauf, etwas zackiger, als Wandertempo Rauhhaardackel!

Widerstrebend nimmt sie meinen Rat, sich vom Pferd bergauf helfen zu lassen, an, und hängt sich todesmutig an Dialas Schweif.

Mir fällt die Brille hinunter, und bevor ich reagieren kann, steht Askja am Pferd hoch und reicht sie mir. So ein Schatz, das macht sie heute zum ersten Mal von sich aus!!!  Natürlich muss ich das photographieren, und lasse die Mütze fallen, die nicht kaputt gehen kann - und Askja ist ebenso schnell da, wie beim ersten Mal! Zum Glück finde ich noch etwas Käse in meinen Taschen, um sie zu belohnen. Diesen Reflex will ich ganz tief verankern...

 Wir machen lange Pausen, damit die Pferde in aller Ruhe fressen können. Diala wird ausnahmsweise abgesattelt (normalerweise tun wir das nicht, weil wir den Eindruck haben, dass so weniger Drücke entstehen).

Ohne Sattel fühlt sie sich aber nicht verantwortlich, bei uns zu bleiben, und marschiert trotz ihrer Fesseln ständig und unaufhaltsam dahin, wo ihrer Meinung nach das beste Gras wächst.

...und das ist nicht da, wo es die schönsten Photos gibt...

Am Abend wartet ein Boxenstall auf uns. Wir dürfen die Pferde noch auf die Weide lassen, doch als wir Feierabend machen wollen, tut es uns richtig leid, sie in die Boxen zu sperren! Sie dürfen in der warmen Frühlingsnacht  draussen bleiben, und vor reich gedecktem Tisch übernachten. Wir bekommen traumhaft feine Kräuterforellen, und auch das Frühstück ist so gut, wie man es selten bekommt.

Die Abendsonne übergiesst Cheyenne mit Gold

  

Tag 6: Renan - Bellelay

Heute geht es via Grand Galop zurück nach Bellelay. Diala ist wieder reitbar, die Schwellung ist weder sicht- noch spürbar. Trotzdem lassen wir die Gurte ganz locker, und ziehen sie nur zum Aufsteigen etwas an. Es ist Pfingsten, und sehr viele Leute sind unterwegs. So treffen wir heute zum allerersten Mal, seit ich im Jura reite, auf eine Pistenkontrolle. Die  AREF hat in den Jahren sehr viele vom Pferd aus zu öffnende Reitertore aufgestellt, und hat auch diverse neue Reitwege ausgeschildert. Dafür - und auch, um den mühsam erworbenen Goodwill der Bauern zu erhalten - wird ein Pistenbeitrag erhoben, der in vielen Hotels direkt auf die Rechnung gesetzt wird, zum Teil aber an den angegebenen Stellen abgegeben werden muss.

Wieder in Bellelay, spurte ich nach einem feinen Abendessen, das man diesem Wirt gar nicht zutrauen würde, wieder nach Hause, und hole den Transporter.

Am nächsten Tag schauen wir eine Weile den Promotionsprüfungen zu, und machen dann nur noch einen kurzen Ritt mit langer Fresspause.

Da ein Gewitter aufzieht, kürzen wir ab und reiten auf mehr oder weniger direktem Weg zurück zum Stall, wo wir gerade noch trocken ankommen.

 

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