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Wanderungen Herbst 2011 im Tessin

 

Mügi ist ausnahmsweise einmal fit, und ich möchte gerne die Greina-Hochebene reiten. Der Wetterbericht tönt super, mit einer klitzekleinen Einschränkung: am Wochenende soll es ein kleines Zwischentief mit Schnee bis 1000 m geben, danach wieder stabiles Spätsommerwetter. 

Hm. Der Wetterbericht hat nicht immer recht, und oft ist so eine Störung halb so wild. Aber Petrus meint es dieses Mal ernst, die Niederschläge kommen nicht zu knapp. Also ist es sinnlos, ins Engadin zu fahren; bis zur Wochenmitte wird es auf 2300 m noch nicht schneefrei sein. 

Was nun? zum hundertsechsundzwanzigsten Mal in den Jura?  irgendwie fehlt mir dazu die Motivation, und ich nehme dankbar das Angebot meines Wanderreitfreundes an, dass er mir seine Karten (und damit seine Routen) vom Tessin zur Verfügung stellt. Ich habe ein bisschen Respekt vor dem Tessin: da geht es nur steil aufwärts und abwärts, die Täler sind mit Strassen besetzt. Und da es in der Gegend sehr oft sehr heftige Regenfälle gibt, muss ich jederzeit mit einem fortgeschwemmten Wegabschnitt rechnen.

Der Entschluss ist gefasst, und ich mache mich auf den Weg. Unterwegs versuche ich, eine Unterkunft für die Pferde zu finden. In fünf Ställen rufe ich an - die einzige, die das Telefon abnimmt, hat absolute Phantasiepreise für die Unterkunft, und sie wird mich sowieso nicht aufnehmen, weil ich die Pferdepässe mit dem Impfzeugnis nicht bei mir habe. Hm, die musste ich all den Jahren noch gar nie irgendwo vorweisen, also wozu jedesmal mitnehmen?

 

1. Tag

 

Ich halte im Nordtessin an, lade aus und mache die Pferde bereit. Gehe zwischendurch etliche Male die übrigen vier Nummern durch, doch niemand nimmt ab. Was soll's, am Abend wird dann wohl jemand erreichbar sein... ich mache einen einfachen Ritt im Val Blenio, damit die Pferde nach der Fahrt ihre steifen Knochen lockern können. Für mich ist es eher langweilig, alles nur parallel zur Strasse, aber die Strecke ist eben, und ich kann auch mal einen flotten Trab und ein Galöppchen machen.

Zuerst geht es aber doch einen Moment von der Strasse weg, durch die Weinberge.

Ich bleibe links vom Bach, bis an einer Felsnase plötzlich ein Reitverbotschild steht. Ich steige ab, lasse die Pferde stehen und schaue mir die Stelle an - hm, doch, muss nicht unbedingt sein, das Schild ist gerechtfertigt. Ich überlege, ob ich ins Bachbett hinabsteigen und die Stelle umgehen soll, aber was soll's, ich habe Zeit, und der Weg zurück bis zur Abzweigung ist auch in der anderen Richtung ganz hübsch.

Also geht's zurück und auf die andere Seite des Bachs. Eigentlich möchte ich gerne den Wanderweg über der Strasse nehmen, aber im Dorf ist eine Baustelle, und der einzige Zugang zum Weg geht über eine sehr schwach wirkende Holz-Passerelle. Muss auch nicht sein. Ich biege links ab, und freue mich, dass die zwei ohne zu zögern die Granittreppe zum Dorfplatz hinuntersteigen. Calanda kennt das meines Wissens noch nicht, aber sie wundert sich nur ein wenig, und geht dann sorgfältig abwärts.

Nach einer langweiligen Asphaltstrecke kommt dann endlich ein schöner Wiesenweg über dem Bach. Ein flotter Trab, ein gemütlicher Galopp... es ist auch mal schön, ohne Gepäck unterwegs zu sein. Die Pferde sind fleissig, geniessen aber trotzdem die darauffolgende Fresspause. 

Der Rückweg auf der andern Strassenseite ist auch nicht besonders spannend, aber der Weg ist gut, und wir kommen in einem flotten Trab vorwärts.

Auf dem Heimweg erreiche ich dann doch einen der Stallbesitzer, und ich bekomme die Zusage für die Übernachtung. Erst mal für eine Nacht; bevor ich mehr abmache, möchte ich den Stall gerne sehen...

Aber der Stall ist ok: grosse, luftige Boxen, und ich bekomme so viel (gutes) Heu, wie ich will. Die Pferde dürfen noch auf die Weide, und sie werden am Morgen früh mit einem Heuhaufen auch wieder auf die Weide gebracht. Die Besitzerin war zufällig heute auf einer Wanderung in der Greina... sie erzählt, dass sie den ganzen Tag durch knietiefen Schnee gestapft ist. So muss ich wenigstens meinen  verschneiten Plänen nicht mehr nachweinen...

 

 

2. Tag 

Da Mügi nicht übertrieben gut konditioniert ist, schaue ich, dass ich auch heute nicht allzu viele Höhenmeter machen muss. Ich fahre nach Arosio im Sottoceneri. Fast bereue ich es, diese Tour ausgesucht zu haben: die schmale Strasse windet sich in etwa 20 Haarnadelkurven den steilen Hang hoch, und ich bin froh, dass mir kein Postauto entgegenkommt... aber endlich bin ich oben, kann im Dorf wenden und unterhalb des Dorfes parkieren.

Die Pferde sind fleissig, Mügi als Handpferd ist ständig eine Halslänge voraus.

Mügi überlegt, ob sie wohl alleine weiter soll, eine bessere Weide suchen... chonnsch mit, Calanda?

 Die Höhe ist nach einem sanften Aufstieg durch die Kastanienwälder erreicht

Nun geht es auf einem wunderschönen Weg der Höhenlinie entlang  

 Das letzte Törchen war offen - doch nun höre ich, dass in der Höhe noch Rinder sind. Also Pferde parkieren, zurück, und Törchen schliessen.

Die beiden warten mehr oder weniger geduldig

Zum Glück hängen die meisten Kastanien noch in den Bäumen! Askja hat so schon genug Sorgen mit den stacheligen Kugeln. Zum Glück wird es aber nie so schlimm, dass ich ihr die Schuhe (die sie hasst) anziehen muss.

 

 

3. Tag

Warten in der Morgensonne...

Der Abstieg gestern war doch noch ziemlich steil, und damit anstrengend für die Pferde. Heute geht es auf die Halbinsel von Morcote, für einen gemütlichen Spazierritt

Der Damm von Melide

Die Umrundung der Halbinsel ist nett, aber abgesehen von den paar Aussichtspunkten nichts besonderes; das Innere wird dann mit den Schleichweglein deutlich reizvoller 

Auf dem Heimweg habe ich eine Pizzeria entdeckt: während die Pferde noch ein Stündchen auf der Weide sind,  geniessen wir zwei unsere Pizza mit waldfrischen Steinpilzen. mmmmhhhh....

Der Zug kann inzwischen auch Mügi nicht mehr erschüttern

 

 

 4. Tag

Heute wird's wohl wieder etwas anspruchsvoller: wir haben den Monte Generoso im Visier

Von nun an geht's bergauf... die zwei haben ihren Bergschritt drauf. Ruhig, stetig, regelmässig, und fast unermüdlich... ich hüte mich, sie anzutreiben - so macht man zwar kein Tempo, aber man kommt an.  

Mügi geht immer noch motiviert voraus.

Am Anfang habe ich noch Freude an den uralten, von Hand gesetzten Pflasterwegen. Aber mit der Zeit zeigt es sich, dass sie - vor allem abwärts - sehr ermüdend für die Pferde sind, da sie uneben und nicht sehr griffig sind. Ich bin froh, dass ich dieses Mal beschlagen habe, und die Pferde scharfe Stiftchen an den Eisen haben! 

 Trotzdem ist es ein wunderschöner Weg. Der lockere Kastanienwald hält die Hitze ab, und das Licht zwischen den lockeren Kronen wirkt frühlingshaft.

Wagenräder haben deutliche Geleise in den Weg gegraben...

Zuoberst die Belohnung: eine grosse Spielwiese mit saftigem Gras. Wir sind zwar erst auf halber Höhe, aber inzwischen ist die Sonne milchig geworden, und die Aussicht ins Tal ist gleich null: der Mailänder Smog überzieht das ganze Sottoceneri.

 

So hat es keinen Sinn, noch weitere 400 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter zu kraxeln, und die Pferde haben doch schon ganz brav gearbeitet. Die Pause wird etwas länger als geplant, aber niemand beschwert sich...

 

 

Mit dem gleichen Gefälle wie aufwärts geht es nun wieder hinunter. Ich muss mich voll konzentrieren, dass ich mir auf diesen Pflastersteinen nicht schon wieder den Fuss vertrete (meine Bänder sind schon so ausgeleiert, dass mir das immer wieder passiert.). Calanda hilft mir mit einem schönen regelmässigen Tempo, sodass ich sie frei laufen lassen und mich mit einer Hand am Vorgeschirr absichern kann. So kann ich einige Fehltritte abfangen... ich beneide fast ein wenig die Pferde, die viel stabilere Gelenke haben!

 

 

 5.Tag

Was machen wir heute? der Smog ist nicht weniger geworden; ein Ritt mit potenziell grossartiger Aussicht (übersetzt heisst das: viel Steigung) würde sich heute nicht lohnen. So fahre ich ins Val d'Isone.

Die Sicht vom Monte Ceneri wäre ja ganz nett - aber da ist halt auch nur der Mailänder Dreck... man sieht nicht einmal die gegenüberliegende Talseite.

Wir steigen wieder ins Val d'Isone hinunter. Dieser Weg ist wesentlich reizvoller als der Aufstieg auf der Militärstrasse, dafür auch ein wenig anspruchsvoller.

Kurzes Parking, um die steil abfallende Wegbiegung anzuschauen 

Wieder bin ich froh um meine "scharfen" Eisen

Treppe? kein Hindernis für uns - und daneben hat es ja eh genug Platz.

Der Aufstieg auf der anderen Talseite: fast hätte ich wegen einem besonders steilen Einstieg mit Holztreppe, um die ich mich drücken wollte, den schönsten Weg der Strecke verpasst!

in der Abendsonne reiten wir durch einen richtigen Märchenwald

eine meiner Methoden, einen Elektrozaun zu sichern (zum hochheben war er zu straff). Die Pferde steigen fehlerfrei über die Äste.

Alpe di Zalto

 

Fresspause im Tal unten: Mügi ist ziemlich hässig...

... denn sie hat eine Hirschlausfliege erwischt...

 

 

 6.Tag

Noch einen dritten Tag Mailänder Smog will ich mir nicht antun - aber es ist sowieso Zeit, nach Hause zu fahren. So gibt es heute noch eine Runde am Lukmanierpass

den kleinen Abbruch überwinden die beiden ohne Problem

keine Sonne am Passo del Sole - aber immerhin auch kein Nebel

Mügi stinkt's, wieder abwärts zu gehen. ok, nachschleppen muss ich sie nicht... ich lasse sie frei, aber sie lässt sich sehr, sehr viel Zeit, um nachzukommen. Zu verlockend sind die braunen Grassspitzen - und Calanda wird sie ja wohl nicht im Stich lassen?!

ok, dann komme ich halt...

die Cadagno-Hütte

Lago Cadagno

der Ritom-See... ihn von weitem zu sehen, reicht mir, ich bin ein kleines bisschen enttäuscht. Ein Stausee halt - nicht alle bereichern die Landschaft.

Auf der eigentlich einfachen Hangquerung taucht plötzlich ein unerwartetes Problemchen auf: Mügi hat Angst vor den Rinnsalen, die den Weg queren, und sie überwindet die Stellen erst nach einigem Zögern mit riesigen Sätzen

 

(Wir haben letzte Weihnachten bei Vollmond und Neuschnee ein Vollbad in einem Teich genommen, der ohne Warnschild da im Wald aufgestaut war, wo früher der Weg war. Den zahlreichen Fussspuren im Schnee folgend, brachen wir plötzlich ins Eis ein, und standen hüfttief im Wasser... seither ist ein Stück ihres Vertrauens verloren, sie wird nervös, sobald es nach Sumpf riecht. Danke, liebe Naturschützer!) 

Calanda kann Mügis Reaktion nicht folgen und bleibt nachdenklich stehen - was mich ein Stück Haut der Handfläche kostet, da ich im Sprung natürlich den Strick zu spät loslasse... Zum Glück ist die Kleine deutlich mutiger, wenn ich oder Calanda vorausgehen, so dass mit einem Pferdewechsel das Problem für den Moment erledigt ist.

Nach dem letzten Pass führt ein schrecklicher Schotterweg den Berg hinab. Doch mit der schönen Aussicht vor Augen (und der Hand an Calandas Vorgeschirr) schaffen wir auch dieses mühsame Stück

(Lai da Sontga Maria)

Ein ausgiebiges Fussbad im kühlen Bergsee wird von den Pferden offensichtlich genossen (und nicht nur von den Pferden...)

 

 

 

 

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